Sprungziele
Seiteninhalt
05.04.2022

Stadt zum Anfassen: Ein Tastmodell für Eisenhüttenstadt

Eisenhüttenstadt. Die Eisenhüttenstädter Innenstadt ist  um eine weitere Sehenswürdigkeit reicher.
Die Einweihung  eines betastbaren Bronzemodells der denkmalgeschützten Wohnkomplexe 1 - 4 erfolgt am Dienstag, den 5. April 2022 um 12 Uhr durch Bürgermeister Frank Balzer  im Beisein des Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, Wolfgang Perske. Eisenhüttenstadt reiht sich damit ein in eine Reihe von Städten, die auf diese besondere Weise Teile ihrer Stadtstruktur „begreifbar“ machen.

Das Modell stellt die denkmalgeschützte Planstadt im Maßstab 1:1.000 mit zeitlichem Bezug zum Jahr 2021 dar. Vor allem das städtebauliche Prinzip der Stadtanlage und die baukulturellen Besonderheiten der Planstadt werden nicht nur für die hier Wohnenden und Gäste der Stadt besser vermittelbar, sondern auch für Kinder anschaulicher oder für Menschen mit Sehbehinderung fühlbar, denn das Modell ist zugleich eine taktile Karte, die gern mit den Fingern erkundet werden kann.

Stadtbildprägende Gebäude, Innenhöfe und Grünzüge, Brunnen bzw. Plastiken sind in Grundform und Größe eingearbeitet, aber wegen des Maßstabs nicht bis ins kleinste Detail ausgeführt. Gebäude- bzw. Fassadenvorsprünge, Dachformen, Runderker und charakteristische Tunneldurchgänge sind angedeutet und ermöglichen einen Gesamteindruck von den Straßenzügen und Gebäuden.
Markante Grünzüge sind durch eine aufgeraute Oberfläche erkennbar und ausgewählte Bäume in Kugelform gestaltet. Auch topografische Unterschiede im Gelände sind auf dem Modell erkennbar.

Initiiert und koordiniert durch die Behinderten- und Seniorenbeauftragte der Stadt Eisenhüttenstadt war der Weg zum Tastmodell ein mehrjähriger Prozess, der schon 2016 mit ersten Ideen für ein solches Modell für Eisenhüttenstadt begann. 

Dank finanzieller Unterstützung aus dem Bund-/Länder-Programm „Sozialer Zusammenhalt' (vormals Soziale Stadt) konnte eine Finanzierungsmöglichkeit gefunden werden und das Projekt in den Folgejahren in die Maßnahmenplanung für die Programmumsetzung aufgenommen werden. Es folgte eine intensive Recherche zu Beispielen aus anderen Städten und im Ergebnis eines öffentlichen Interessenbekundungsverfahrens wurden entsprechende Firmen ausgewählt und mit der Umsetzung beauftragt.

Die Firma ULFTELLER 3D-Druck aus Gräfenroda hat zunächst auf digitaler Datengrundlage ein aufwendiges 3D-Druck-Modell aus Polymergips und Kunststoff hergestellt, das dann als Ur-Modell diente.
Den Guss des Bronzemodells übernahm die Kunstgießerei Plein GmbH in Speicher. Dort wurde über mehrere Herstellungsstufen zunächst von dem 3D-Druck-Modell eine Silikonform angefertigt, in der dann ein Wachsmodell gegossen wurde, das dann als Grundlage für die Herstellung der Gussform diente, in der das eigentliche Bronzemodell gegossen wurde.
Die Aufstellung des Sockels aus Lausitzer Granit und die Endmontage erfolgte durch den Steinmetzbetrieb Carsten Haase aus Eisenhüttenstadt.

Mit dem Tastmodell an zentraler Stelle im Denkmalbereich der Innenstadt soll vor allem auch ein neuer Identität stiftender Ort entstehen, der zur Kommunikation und zum Miteinander der Generationen beiträgt. Der erhöhte Standort auf der Terrasse links neben dem Friedrich-Wolf-Theater als einem der ersten Gebäude des Stadtzentrums wurde nicht nur unter historischen Aspekten bewusst gewählt: Das Modell kann hier sinnvoll in Stadtführungen eingebunden werden und der Standort bietet Besucher- oder Kindergruppen genügend Platz, um ein ungestörtes Ertasten und Betrachten zu ermöglichen.

Übrigens: Für Kinder, aber auch für alle „Großen“ mit Entdeckungslust wurde ein kleines besonderes Detail in dem Modell platziert, das es so an der ausgewählten Stelle eigentlich nicht gibt - zumindest nicht immer, sondern nur manchmal. Es steht stellvertretend für die vielen Plastiken und Kunstwerke im öffentlichen Raum in unserer Stadt und gleichzeitig als Symbol für die netten Alltäglichkeiten, die eine Stadt und ihre Menschen liebenswert machen und die man auch bei einer Tour durch Eisenhüttenstadt jeden Tag entdecken kann. Mit etwas Glück trifft man dann auch auf das Original, das hierfür Pate stand. Neugierig geworden? Die Behinderten- und Seniorenbeauftragte, Andrea Peisker freut sich über eine Rückmeldung, wenn das Detail entdeckt wurde!


Andrea Peisker
Behinderten- und Seniorenbeauftragte /
Projektleitung Soziale Stadt